Die Umfrageergebnisse im Detail

Im Rahmen einer Online-Umfrage wurden Rollstuhlfahrer/innen über die Anforderungen an einen manuellen Rollstuhlantrieb im täglichen Umgang befragt. Dabei wurden zwei wichtige Themenschwerpunkte adressiert, die Ergonomie des Rollstuhlantriebs und die Benutzerfreundlichkeit. Diese beiden Punkte sind maßgebend für eine Weiterentwicklung bestehender Antriebssysteme, da sie über die praktische Bedeutung und die Verwendbarkeit des Rollstuhls entscheiden. Zusätzlich wurde von den Teilnehmern erfragt, welche Funktionen ein Rollstuhl noch haben sollte, die aktuell vermisst werden.

Insgesamt konnten wir 33 aktive Rollstuhlfahrer/Innen für die Umfrage gewinnen, wobei der Anteil an Männern (19) höher war als jener der Frauen (14). Das durchschnittliche Alter der Umfrageteilnehmer betrug 44 Jahre, wobei der überwiegende Anteil aufgrund einer Querschnittlähmung (62%) auf den Rollstuhl angewiesen ist. 27 % der befragten aktiven Rollstuhlfahrer haben zusätzlich funktionelle Einschränkungen der oberen Extremitäten. Dies unterstreicht die Wichtigkeit zur Erforschung zur Entwicklung möglichst gelenkschonender Rollstuhlantriebe. (so Margit Gföhler, Leiterin des Forschungsbereiches Biomechanik und Rehabilitationstechnik an der Technischen Universität Wien).

Der tägliche Umgang mit dem Rollstuhl ist mit einer großen Anzahl an Transfers verbunden. Damit ist das Umsetzten vom Rollstuhl zur Toilette, Bett, Fahrzeug etc. gemeint.  58 % gab an, mehr als 10 und 24 % bis zu 10 solcher Transfers täglich durchzuführen. Bei den Transfers wird der Rollstuhl bei mehr als 90 % der Befragten überwiegend seitlich „verlassen“. Dies ist wesentliche Information für die Entwicklung des kurbelbasierenden Rollstuhlantriebs KURT.  Armlehnen werden hingegen nur für 10 % der Rollstuhlfahrer/innen als sehr wichtig erachtet.

Eine Frage, die die maximalen Abmessungen des Rollstuhls betrifft, ist jene nach der minimalen Durchfahrtsbreite. Hier gaben die meisten einen Wertebereich von 65 – 75 cm an. Auch Hindernisse wie beispielsweise Stufen, Randsteine etc. stellen Rollstuhlfahrer/Innen manchmal vor unlösbare Probleme. So sind Hindernisse, welche größer 10 cm sind als für mehr als die Hälfte der Befragten unmöglich zu überwinden, bei einigen sind sogar schon 5 cm oder noch weniger problematisch. Klarerweise stellen Steigungen und unebene Bodenverhältnisse (z.B. Kopfsteinpflaster, Wiese, Schotter etc.) für viele eine Herausforderung dar, die vor allem durch den hohen benötigten Kraftaufwand verursacht wird, den Rollstuhl fortzubewegen. Ein verbesserter Antrieb kann leider nicht all diese Probleme lösen, dennoch kann der Kraftaufwand verringert und die Fortbewegung durch Ergonomie und Benutzerfreundlichkeit erleichtert werden. Geteilte Meinungen gab es bei der Frage, ob es wichtig sei, einen Rollstuhl falten zu können. Hier fanden 48%, dass dies wichtig oder sogar sehr wichtig, und 52%, dass dies weniger wichtig bzw. unwichtig sei. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Möglichkeit rückwärts zu fahren und den Rollstuhl auf der Stelle drehen zu können. Auch die maximal mögliche Geschwindigkeit ist für 82 % der befragten Rollstuhlnutzer/Innen ein wichtiges Kriterium. 27 % der Befragten haben bei nassem Wetter oder Schnee Probleme mit dem herkömmlichen Antrieb, da die Greifringe durch Schnee, Regen und Matsch rutschig und schmutzig werden. Weitere 15 % hatten durch den Greifring verursachte Verletzungen der Hände.

Die Umfrage wurde mit der abschließenden Frage über Probleme aus Sicht des/der Rollstuhlfahrers/Rollstuhlfahrerin mit einem durch seitlich angebrachte Kurbeln betätigtem Rollstuhlantrieb, beendet.  Viele Situationen wurden hier beschrieben, am häufigsten wurden die seitlich angebrachten Handkurbeln als Problem für Transfers, das nicht mögliche Unterfahren von Tischen sowie die Schwierigkeit des Abkippens zur Überwindung von Hindernissen genannt – diese Eigenschaften müssen auf jeden Fall auch mit einem alternativen Rollstuhlantrieb möglich sein. Zusätzlich zum ergonomischen Antrieb gewünschte Funktionen sind etwa Beleuchtungsmöglichkeiten, ein geringeres Gewicht, kompaktere Abmessungen sowie ein eigenständiges Bremssystem (z.B. Scheibenbremsen).